Die wichtigsten Informationen zur Vogelzucht

Ratgeber zur Zucht von afrikanischen Papageien

Wie kam ich zur Zucht von afrikanischen Papageien?

Obwohl mehr als drei Jahrzehnte her, erinnere ich mich noch wie heute an das erste leise „Piepsen“ im Nistkasten meiner Wellensittiche Hansi und Kucki. Sofort rief ich meinen Opa Siegfried an, selbst ein begeisterter Kanarienvogelliebhaber und erzählte ihm voller Stolz vom Schlüpfen meiner ersten eigenen Wellensittichküken.

Dies war der Beginn einer Leidenschaft und machte aus mir einen "Vogelzüchter". Nun wollte ich alles über Sittiche und auch Papageien wissen und meine bevorstehende Kommunion bescherte mir, neben einem kleinen Startkapital für meine Vogelzucht, eine Unmenge an Literatur. Der Author Wolfgang de Grahl wurde mein Held. Später folgten Werner Lantermann, Theo Pagel, Rosemary Low und Tony Silva.

Nachdem ich in den ersten Jahren neben unseren „Stubenaras“ überwiegend Sittiche gehalten und gezüchtet habe, legte mir Wolfgang de Grahl während eines Telefonates Zwergaras ans Herz. Kurzentschlossen wurde ich bei einem Importeur fündig und ein Jahr später konnte ich die ersten Jungvögel beringen

Hierzu mehr unter der Rubrik „Zucht von Aras“, da es hier um die Haltung und Zucht von afrikanischen Papageien gehen soll. Hauptaugenmerk möchte ich hier auf Graupapageien, insbesondere dem Kongo Graupapagei legen. Mehr zu afrikanischen Zwergpapageien, Kap- und Vasapapageien sowie die Grünen Kongos folgt später.

Meine Erfahrungen mit Graupapageien als „Familienvogel“ und „Jugendfreund“
bis hin zur erfolgreichen Nachzucht der beliebtesten Papageienart in Deutschland.

Warum sind Graupapageien so beliebt?

GraupapageiDer Ruf eines exzellenten Imitators ist jedem Papageien sicher. Unabhängig davon wo sein Ursprung liegt, führt der afrikanische Graupapagei generell immer die Liste des „besten Sprecher“ an. Die meisten Fragen, die ich per Email zugeschickt bekomme drehen sich ebenfalls um den Graupapageien. Graupapageien können angepriesene „Vielsprecher“ werden. Sie können verschiedene Wörter so echtheitsgetreu wiedergeben, das man glauben könnte das ein Mensch spricht und nicht ein Vogel. Unsere Naddy, eine rüstige Graupapageien-Dame im Alter von 30 Jahren lebt bei uns im Büro, zusammen mit ihrem Partner Jacomo sowie den zwei Kakadus Pumpkin und Gina. Sie versüßt jedem den Tag indem sie vorbeilaufende Hunde beim Namen nennt, tadelt sie manchmal und ruft sie zu sich indem sie ihnen zu pfeift.

Die anderen Angestellten begrüßt sie ebenfalls. Sie weiß auch genau welche Sprache und Stimmlage sie für jeden einzelnen anwenden muss. Sie hält die anderen Vögel in Schach und verunsichert ständig die Arbeiter und Hunde. Es vergeht keine Woche in der mich nicht jemand fragt, was ich gerade gesagt habe. Es verwirrt mich immer wieder. Wir haben schnell realisiert, das Naddy den Hunden Anweisungen in meiner Stimmlage gibt. Sie sagt ihnen, dass sie sich setzen oder legen sollen und zu mir kommen sollen. Unsere Abbey (eine wunderschöne Rottweilerlady) steht oft vor ihrem Käfig und hört Naddy zu wie sie sie lobt: „Brave Abbey“, „Wo ist meine Schöne“. Abbey glaubt natürlich das einer von uns ihr diese Komplimente macht. Naddy ist seit dreißig Jahren meine Freundin, eine Begleiterin und ein einzigartiger Charakter. Ihr Wortschatz ist sehr umfangreich.

Nicht alle Graupapageien können ausgezeichnete "Sprecher" werden. Manche lernen nur ein paar Wörter. Unser Jacomo, 29 Jahre alt, hat noch nie gesprochen. Er imitiert dafür das Tropfen des Wasserhahns und bringt die Mitarbeiter mit der Imitation von LKW Hupen um den Verstand.

Warum sehen Graupapageien so unterschiedlich aus?

Gibt es verschiedene Graupapageien?

Früher wurde in der Literatur davon ausgegangen, dass es drei Unterarten von Graupapageien (Psittacus erithacus) gibt: Psittacus erithacus erithacu, Psittacus erithacus timneh und Psittacus erithacus princeps.

Mittlerweile sind sich jedoch Experten sicher, dass die Unterart "Princeps" von den Inseln Príncipe und Bioko im Golf von Guinea als ungültig angesehen werden kann. Populationen von Psittacus erithacus auf dem Festland Afrikas zeigen enorme geographische Variabilität in Bezug auf Größe und Farbe, was sie identisch mit den Vögeln von den Inseln aussehen lässt.


Kongo Graupapagei und Timneh Graupapagei

Graupapagei Der Kongo-Graupapagei (Psittacus erithacus erithacus) ist die am Schwanz rot gefederte Graupapageienart. Noch Anfang der achtziger Jahre und zu Beginn meines Interesses für Papageien, gab es noch die verschiedensten Namen unter denen Kongo Graupapageien bei Händlern und Importeuren gehandelt wurden, u.a. kleiner Ghana-Graupapagei, Silber-Graue und Großer Kamerun Graupapageien. Die Namen spiegelten regionale Auffälligkeiten in der Größe oder Farbe wieder. So waren die „Kamerun Graupapageien“ große helle, fast silberfarbige Vögel, während die „Ghana-Graupapageien“ einen dunkleren Grauton haben und kleiner sind. Der Gewichtsunterschied aus diesen unterschiedlichen Populationen können bis zu 200g variieren.

Timneh Graupapagei Der Timneh-Graupapagei (Psittacus erithacus timneh) oder kastanienbraun-geschwänzte Graupapageienart, ist ein kleiner, dunkler Vogel mit einem hornfarbigen Tönung am Oberschnabel und einem braun farbigen Schwanz. Diese Form wurde wegen seiner Größe und Farbe immer unterschätzt, meiner Meinung nach eignen sie sich ausgezeichnet als Haustiere. Die mir bekannten Vögel sind besonders selbstbewusst, neugierig und robust.

Eingewöhnung, Pflege und Zucht

Die Tricks für optimale Zuchtergebnisse

Graupapagei Mein erstes Pärchen Graupapageien erwarb ich Anfang der achtziger Jahre bei einem Importeur in Heinsberg. Dieser hatte in seinen großen Volieren dreißig bis vierzig Vögel sitzen. Dem Tipp von Wolfgang de Grahl folgend, fragte ich den Importeur nach einen Stuhl und beobachtete die Vögel fast zwei Stunden. Ich hatte Glück, deutlich konnte ich erkennen, das sich in der Gruppe bereits ein Paar gefunden hatte. Mein Vater bezahlte die Rechnung und ich war stolzer Besitzer meines ersten Graupapageienpaares.

Heutzutage ist das natürlich Geschichte! Seit 2007 ist die Einfuhr von Graupapageien in die EU verboten, so dass es sich bei den heute zur Verfügung stehenden Vögel um Nachzuchten handelt. Die Zucht mit Nachzuchten ist erscheint mir wesentlich einfacher. Grundsätzlich sind diese sehr einfach zur Zucht zu bewegen wenn auf folgende drei Faktoren geachtet wird:



3 Faktoren für optimale Zuchtvorraussetzungen

1. Wohlfühlfaktor und Privatsphäre

Der Standort für das ideale Graupapageienwohnheim sollte privat und ruhig sein. Sie sollten nicht in der Nähe von lärmenden Sittichen, Kakadus, Amazonen und Aras gehalten werden. Sie sitzen gerne im Sonnenschein und mögen helles Licht. Zusätzlich sollte ein Teil der Voliere Blickdicht geschlossen bzw. mit Pflanzen bewachsen sein. Hier sitzen die Paare gerne zusammen. Meiner Meinung nach sollte die Voliere mindestens 6 Meter lang und 1,5 bis 2 Meter breit sein. Die Voliere sollte so eingerichtet sein, dass die Vögel die komplette Länge zum Fliegen nutzen können. (In der Wohnungshaltung mit sehr viel Freiflug gelten andere Voraussetzungen).

2. Gute Pflege und Ernährung

Bei der Ernährung unterscheide ich zwischen zwei Phasen: Brutvorbereitung und Ruhephase

GraupapageiGraupapagei

Brutvorbereitung

Während der Brutvorbereitung ersetze ich bei der Morgenfütterung mit Obst und Gemüse, die Mischung dreimal wöchentlich durch eine Mischung aus gekochtem Reis oder Vollkornnudeln mit fein gehackten, gedünsteten oder teilweise gekochte Karotten und Süßkartoffeln, gedünstetes Brokkoli, rohe Erbsen, frischen oder gefrorenen Mais und Thunfisch aus der Dose. Diese Mischung war und ist auch weiterhin der Grund warum die Vögel wie verrückt zu ihren Futternäpfen eilen und sofort essen. Der Thunfisch ersetzt das tierische Protein, welches Graupapageien in freier Wildbahn in Form von Schnecken, Maden und Würmer konsumieren. Wegen der Gefahr des Verderbens sollten alle Futterreste nach zwei Stunden entsorgt werden. Anstatt Thunfisch nehmen viele Züchterkollegen seit Jahrzehnten Katzen- oder Hundetrockenfutter. Bereits als Kind haben mir meine Eltern beigebracht auf Nahrungsmittel mit Zusätzen (sogenannten E's) zu verzichten. Daher war und ist mir industrielles Tierfutter nicht geheuer. Mittags erhalten die Vögel bei mir Pellets.

Da Graupapageien einen höheren Kalziumbedarf als die meisten Papageien haben sollen, wird die weiche Nahrung mit Futterkalk bestreut. Vögel denen ausschließlich Samen zu essen angeboten wird, sollten einen Vitamin-Komplex erhalten. Wenn Pellets die Basis der Ernährung bilden, wird eine zusätzliche Vitamin-Supplementierung nicht benötigt.

Während der Brutvorbereitung fette ich die Pellets zusätzlich mit einer 50:50 Mischung aus natürlich kaltgepresstem Olivenöl und Kokosöl auf. Wenn diese beiden Öle kombiniert werden, bieten sie ein ziemlich ausgeglichenes Verhältnis der einfachen gesättigten und einfach ungesättigten Öle wie diejenige, die in der Palmfrucht zu finden sind. Nur mit Olivenöl und Kokosnussöl bekommt man ein Verhältnis das ähnlich wie Palmöl ist. Früher habe ich Palmöl verwendet, bin aber davon abgekommen, da ich Bedenken habe, das es schnell ranzig werden kann. Ich füge nur eine kleine Menge der beiden Öle täglich zu den Pellets hinzu und mische Sie sorgfältig. Die Pellets behalten ihre Makellosigkeit und werden somit begierig verbraucht.

3. Der richtige Brutkasten

Brutkasten L-FormIm Laufe der Jahre habe ich alle Arten von Nestern für Graupapageien ausprobiert. Baumstämme aus Birke und Buche sowie selbstgebaute Nistkästen aus Holzplatten. Ich habe noch nie einen Unterschied bemerkt, obwohl andere Züchter dieser Behauptung nicht unbedingt zustimmen. Die Baumstämme finde ich persönlich unpraktisch, da sie sehr schwer sind und die Reinigung nicht einfach ist. Erfahrungen befreundeter Züchter haben gezeigt, dass ein Nistkasten sehr schnell zu groß sein kann und somit nicht als solcher angenommen wird. 35 cm breite und eine Höhe von 50-60 cm scheint ideal zu sein. Aber auch L-förmige Nester, die etwa 45 cm hoch auf der hohen Ende und 20 cm entlang der kurzen Ende, 45 cm lang und 35 cm tief sind haben sich bewährt. Die Öffnungen soll einen Durchmesser von 10 cm haben – Ich habe sie immer kleiner angelegt (7,5 cm) und mit Knabberhölzern versehen um dem natürlichen Nagetrieb der Vögel gerecht zu werden

Fragen zur Aufzucht von Graupapageien?

Elternaufzucht ist das Ziel, Handaufzucht im Notfall!

In der Regel sind Graupapageien sehr gute Eltern, die meiste Arbeit hat hierbei der Hahn, der sowohl Mutter als auch Nachwuchs mit Nahrung versorgt. Klappt dies nicht, kann es dazu kommen, das man den Nachwuchs beifüttern muss.

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